Aus der Geschichte des Turn- und Sportverein Atzbach 1906 e.V.

Die Chronik ist ein Auszug aus der Festschrift anlässlich des 75 jährigen Bestehens des TSV Atzbach 1981.

Die Anfänge

Wie überall im Deutschen Vaterland, so fanden sich auch in unserem Dorf einige Männer, die den Wert der Leibesübungen erkannt hatten, um einen Turnverein zu gründen. Die Gründung erfolgte vermutlich am 04. August 1906 in der Gastwirtschaft Tasch in Atzbach. Auf dieses Datum lauten die ersten Eintragungen im noch erhalten gebliebenen ersten Kassenbuch. Auch ist die erste noch erhaltene Satzung an diesem Tage unterzeichnet worden. Diese wurde am 12. September 1906 vom Bürgermeister in Krofdorf bestätigt. Die vermutlichen Gründer des „TV Gut Heil Atzbach“ waren die Turnbrüder Otto Schnicker, Schneidermeister, Erster Turnwart Ludwig Becker (später nach Erda verzogen), Wilhelm Hartmann, Friedrich Koch jr., Karl Hartmann, Ludwig Geier, Maurermeister, Adolf Pohl, Schreiner, Heinrich Krombach, Zimmermann, Heinrich Geier, Landwirt, Friedrich Tasch, Wirt und Heinrich Becker, Landwirt. So geht es aus Aufzeichnungen unseres leider bereits 1978 verstorbenen Ehrenmitglieds und früheren Ersten Vorsitzenden Otto Brückmann hervor, der sich um die Chronik des Turn- und Sportvereins sehr verdient gemacht hat. Aus dem Beitragsaufkommen für das Jahr 1906 lässt sich schließen, dass sich die Zahl der Mitglieder noch im Gründungsjahr auf etwa 50-55 erhöht hat. Wie begeistert die Atzbacher Bürger von der Idee Turnvater Jahns waren, zeigt die Tatsache, dass der Turnverein bereits im Jahr 1908 71 Mitglieder zählte. Damit war von den 880 Einwohnern des Dorfes jeder 12. Mitglied des Turnvereins. Dem großen Idealismus und der Opferbereitschaft der Mitglieder war es zu verdanken, dass bald die ersten Turngeräte angeschafft werden konnten. Von den von allen Mitgliedern erhobenen Sonderbeiträgen konnten bereits im Gründerjahr ein Turnreck gekauft werden. Neben dem sportlichen Treiben wurde bereits an Weihnachten 1906 eine Tanzveranstaltung sowie im Februar 1907 eine gemeinschaftliche Fastnachtsveranstaltung durchgeführt. Der Beitrag für Turner und Turnfreunde betrug zu Beginn monatlich 20 Pfennig und für die Turnzöglinge, junge Leute im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, 10 Pfennig. Der Turnverein schloss sich dem Turngau Lahn-Dünsberg, dem etwa 40 Vereine angehörten, an und nahm in den Folgenden Jahren an einigen Turnfesten teil, wie z.B. 1908 in Fellingshausen, 1909 in Bieber, 1910 in Odenhausen, Launsbach und auf dem Schiffenberg, 1911 in Daubringen, Waldgirmes und Dorlar. Das auf diesen Festen nicht nur geturnt wurde, erkennt man an den sich regelmäßig nach den Veranstaltungen wiederholenden Eintragungen im Kassenbuch, wie z.B. „30 Liter Bier à 30 Pfennig“. Nach der Anschaffung eines Turnpferdes, einer Kokosmatte und eines Klettertaues konnten die Turner im Oktober 1909 erstmals ein eigenes Schauturnen durchführen. Auch wurde damals in jedem Jahr Kaisers Geburtstag festlich begangen. Zu einem Glanzpunkt der Gründerjahre wurde das am 1., 2. und 3. Juli 1911 begangene Turnfest aus Anlass des fünfjährigen Bestehens und der Fahnenweihe des Vereins. Den Atzbacher Turnern wurde gleichzeitig die Ausrichtung des 6. Bundesfestes des Turnerbundes Lahn-Dünsberg übertragen. Welch ein großer Erfolg dieses Fest für den Turnverein Atzbach war, konnte man letztlich auch aus dem Kassenbuch ersehen, in dem ein Überschuss von sage und schreibe 257,58 Mark verzeichnet werden konnte. Zwar musste von diesem Betrag noch die Fahne an die Bonner Fahnenfabrik in Höhe von 207,15 Mark bezahlt werden, doch blieb letztlich immer noch ein ansehnlicher Betrag für die Vereinskasse übrig. Dies war ungemein wichtig, da bereits zu dieser Zeit nicht mehr alle etatmäßigen Ausgaben von den Beiträgen der Mitlieder gedeckt werden konnten, wie z.B. Unfallversicherung der Turner, Beitrag für den Verband der Leibesübungen, Bundesbeiträge für verschiedene Turnfeste, Lustbarkeitssteuer für Veranstaltungen, Auslagen für Vereinsdiener, Saalmiete für die Übungsstunden während kalter Jahreszeit und anderes mehr.

 

5 Jahre später

Im Jubiläumsjahr 1911 hatte der Verein 78 Mitglieder. Auch in den folgenden Jahren wurde eine rege Tätigkeit entfaltet. Aus immer wiederkehrenden Eintragungen im Kassenbuch ersehen wir, dass die Vorturner regelmäßig an Vorturnerstunden in Wieseck, Launsbach und Lollar teilgenommen haben. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden diese Aktivitäten weniger und kamen schließlich ganz zum Erliegen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, aus dem elf der besten Turner nicht mehr zurückkehrten, sammelten sich die verbliebenen Mitglieder um Männer wie Turnwart Karl Hartmann, Ludwig Binz, Fritz Groh, Wilhelm Tasch, Ludwig Feiling und Heinrich Geier. Diese Mitglieder waren es im Wesentlichen, die trotz des Krieges ein Herz für Turnen, Sport und Spiel bewart hatten. Sie stellten sich an die Spitze des Vereins und sorgten mit neuen Impulsen dafür, dass es bald wieder aufwärts ging. Vor allen Dingen fand das Turnen bei der Jugend großen Anklang, so dass bereits 1920 an den Turnstunden etwa 50 Turner teilnahmen. Es wurden 4 Riegen gebildet, die von zwei Turnwarten und viel Vorturnern betreut wurden. Da für so viele Turner die Geräte nicht ausreichten, wurde der Turnbetrieb durch Stemmen, Klimmen und Freiübungen erweitert. Die Begeisterung der Jugend am Turnen konnte auch dadurch nicht gemindert werden, dass im Winter im Kalten Saal geturnt werden musste. Da der Verein kein Geld hatte, um Brennmaterial zu Kaufen, brachte jeder von zu Hause Holz und Briketts mit, damit der Saal zu jeder Turnstunde geheizt werden konnte. Natürlich kam jeder einmal an die Reihe, den Ofen vor der Turnstunde anzuheizen.

 

Die 20er Jahre

In den folgenden Jahren konnte das sportliche Angebot des Vereins wesentlich erweitert werden. Außer dem Geräteturnen und der Leichtathletik wurde Faustball gespielt und gewandert. 1919 wurde ein Spielmannszug gegründet, der bei allen Veranstaltungen des TV Atzbach auftrat und die Turner zu auswärtigen Turnfesten begleitete. Für die Unterrichtung des Spielmannszugs hatte man den Gefreiten Becker von der Kompanie 1/20 aus Wetzlar verpflichtet. Bereits in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nahm der Verein wieder rege an den verschiedenen Bundes- und Bergturnfesten teil, so z.B. auch am Bundesturnfest in Rüsselsheim am 05. August 1922. Von der in diesen Jahren herrschenden Inflation wurde auch unser Verein nicht verschont. So wuchs der Etat von Jahr zu Jahr in einem unaufhaltsamen Tempo, so dass die Kassenbuchführung im Jahr 1023 als „abenteuerlich“ bezeichnet werden muss. Der Kassenabschluss des Jahres 1923 endete mit der Stolzen Summe von 57 Billionen Mark. Von dem Barguthaben des Vereins Ende 1923 in Höhe von 6 Billionen Mark blieben nach der Geldentwertung am 1.1.1924 ganze 6 Mark und 84 Pfennig übrig. Welchen Einfluss schon die Schule auf die turnerische Entwicklung der Kinder nehmen kann, konnte man Anfang der zwanziger Jahre am Beispiel des Junglehrers Ehmann feststellen, der bereits während der Schulzeit mit seinen Schülern an den Geräten des Turnvereins die ersten Grundlagen legte. Ihm, der ein sehr vielseitiger Sportlehrer war, und der die Jugend begeistern konnte, war es zu verdanken, das die jungen Burschen des Jahrgangs 1910 im Jahre 1924 fast geschlossen in den Turnverein eintraten. Unter seiner Führung wurden auch die ersten Versuche mit Handballspiel gemacht. Es wurden verschiedene Spiele oberhalb der Eisenbahn zwischen Atzbach und Kinzenbach ausgetragen. In der Folgezeit ging es nun mit den turnerischen Erfolgen schnell aufwärts. Durch die rege Teilnahme an den verschiedenen Turn- und Bergfesten in der ganzen Umgebung bis nach Rüsselsheim konnten die jungen Turner viele Wettkampferfahrungen sammeln. Auch brachte man von solchen Festen manch lustige Erinnerung mit nach Hause, wie z.B. vom Turnfest 1924 in Leihgestern. Hier passierte einem Turner bei der Ausführung der Riesenfelge am Reck das Missgeschick, dass ihm die Hose platzte und alles weit davon flog. Er beendete jedoch seine Übung in aller Ruhe. Einige unserer älteren Mitglieder können sich auch noch an das Turnfest in Hausen erinnern, bei dem durch einen schweren Gewittersturm ein Zelt zusammenbrach, während das andere gerade noch von Festbesuchern gehalten werden konnte. Der Wirt baute einfach seine Theke nach ende des Sturms im Freien auf und verkaufte sein Bier dort. Zu den bereits seit 1919 wieder durchgeführten jährlichen Veranstaltungen, wie Schauturnen und Weihnachtsfeier, kam im Jahr 1923 das erste Waldfest am Steinbusch hinzu. Ach die Waldfeste wurden nun zu einer ständigen Einrichtung und fanden nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Fortsetzung. Zum Höhepunkt der Vereinsgeschichte in den 20er Jahren wurde das 16. Gau-Turnfest des Lahn- Dünsberg-Gaues, dessen Ausrichtung unserm Verein anlässlich seines 20jährigen Bestehen 1926 übertragen wurde. Da die finanzielle Situation des Vereins sehr schlecht war, musste zur Durchführung des Festes ein Beitrag von fünf Mark pro Mitglied erhoben werden, der den Mitgliedern nach dem Fest wieder zurückerstattet wurde. Dieses Fest wurde vom Vorstand sehr gewissenhaft vorbereitet. Unter anderem wurde eine Altersturnriege zusammengestellt, die bei dem stattfindenden Fest einige Langstab- und freie Übungen vorführte. Da seitens der Atzbacher Wirte kein Interesse an der Übernahme der Festwirtschaft bestand, wurde diese an den Gastwirt Stamm aus Waldgirmes vergeben. Er erhielt die Festwirtschaft unter folgenden Bedingungen: Stellung von hundert laufenden Meter Halle auf dem Festplatz, Lieferung von hundert Garnituren Tische und Bänke, ferner Stellung der Getränke für die Festmusik. Die Speisewirtschaft wurde dem Vereinsmitglied Heinrich Keller übertragen, der auch Verköstigung der Festmusik übernehmen musste. Die Turngeräte für dieses Turnfest wurden von der Firma Turnmeyer in Hagen gestellt. Wegen der im Dorf herrschenden Maulund Klauenseuche konnte das Fest jedoch durch Verbot des Landrats nicht zum vorgegebenen Zeitpunkt durchgeführt werden. Es musste verschoben werden und fand dann am 22. August 1926 statt. Mit dem Schwimmen war von nun an ein neuer Wettbewerb hinzugekommen. Um das Wettschwimmen in der Lahn durchführen zu können, musste mit Hilfe von Fässern, Stangen und Brettern für Start und Ziel ein Podest im Wasser errichtet werden. Auch in der Disziplin waren unsere Turner, z.B. beim Gauwettschwimmen 1929 in Garbenheim, sehr erfolgreich. Hierzu lesen wir im Wetzlarer Anzeiger vom 31. Juli 1929 u.a. folgendes: „ Zum letzten und überaus schönsten Kampf gestalteten sich die 50m Freistil für Senioren, aus welchem überraschenderweise Otto Löw/Atzbach als Sieger hervorging. Weitere Platzierungen von Atzbacher Schwimmern: Senioren 50m Brust – Fritz Geier, 4. Platz; Jugend 50m Brust – Heinrich Muskat, 2. Platz, Otto Feiling, 6. Platz; Senioren 50m Freistil – Heinrich Velte, 2. Platz; Jugend 50m Freistil – Otto Feiling; 4 x 50m Staffel Senioren – TV Atzbach, 2. Platz.“ In jedem Jahr wurde ein Gau-Jugendtreffen durchgeführt, zu dem die Jugend des Turngaues Lahn- Dünsberg eine Sternwanderung durchführte, so z.B. Am 15. August 1926 auf dem Gleiberg. Dazu wanderten alle Vereine aus dem Raum Wetzlar über die Eiserne Brücke in Naunheim, Dicke Eiche, Himberg, Frauenkreuz und über Rodheim nach Gleiberg, während die Vereine aus Dutenhofen, Münchholzhausen, Allendorf usw. über Atzbach Schwalbenmühle nach Himberg wanderten und sich dort der Wetzlarer Gruppe anschlossen. Die Turner, die den Verein seit der Gründung führten, sind aus der noch erhaltenen ersten Satzung zu ersehen, Der Erste Vorsitzende des TV Atzbach war Otto Schwicker, Turnwart war Ludwig Becker, Schriftführer Ludwig Geier und Kassenwart Friedrich Weber. Wie lange dieser Vorstand amtierte ist leider nicht mehr feststellbar, wir wissen nur, dass es nach dem Ersten Weltkrieg 1919 mit Heinrich Geier als Erstem Vorsitzendem weiterging. Schriftführer war zu dieser Zeit Ludwig Bierrau und zum Kassenwart wurde Ludwig Weber gewählt. Ihm folgte später Fritz Knortz, während Karl Hartmann das Amt des Ersten Turnwarts und Ludwig Binz das des Zweiten Turnwarts ausübte. Vorturner waren Wilhelm Tasch, Fritz Groh, Ludwig Feiling und Philipp Scheld. Anfang der 20er Jahre übernahm Ludwig Puhl das Amt des Ersten Vorsitzenden, 1928 Heinrich Fabel. Als zweite Vorsitzende wirkten in dieser Zeit Otto Hartmann, Ludwig Koch und Ludwig Reh. Schriftführer von 1925 bis 1936 war Friedrich Becker, während Otto Brückmann von 1927 bis 1937 als Kassierer tätig war. 1925 übernahm Wilhelm Groh das Amt des Ersten Turnwarts, bis er 1929 zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Damit war ein junger Mann an die Spitze des Vereins getreten, der sich mit Leib und Seele für das Turnen einsetzte. Ende der 20er Jahre wurde im Verein unter Leitung von Heinrich Weller das Schülerturnen aufgenommen. Die Jahre 1929 und 1930 waren besonders erfolgreiche Jahre, kehrten doch die Turner mit jeweils etwas 40 Preisen von den verschiedensten Turnfesten heim.

 

Die 30er Jahre

Im Jahre 1929 wurde auch der Grundstein für das Handballspiel gelegt. Davon zeigte eine Eintragung im Kassenbuch am 13. April 1929. „Startgeld für Handballspiel 2,10 DM“. Offiziell wurde das Handballspiel im Jahr 1930 mit der Teilnahme an der Punktrunde begonnen. Wie Spielwart Fritz Geier der Generalversammlung am 4 Januar 1931 berichten konnte, scheute sich die Mannschaft nicht, ihr Können mit starken Gegnern zu messen und zeigte stets ein schönes Spiel. Die ersten Spieler waren Heinrich Schmidt, Fritz Agel, Heinrich Becker, Robert Mandler, Ludwig Weller, Otto Agel, Erich Beinecke, Heinrich Velte, Rudolf Mandler, Fritz Geier Otto Löw und Heinrich Weller. Zum Ersten Spielwart wurde 1931 Fritz Geier gewählt, Spielführer wurde Fritz Agel. Die Handballspiele fanden vor dem zweiten Weltkrieg auf dem Sportplatz an der Lahn die den Lindenbäumen statt. Die Zeit zum trainieren mussten sich junge Spieler meistens hart erarbeiten, denn bevor gespielt werden konnte, musste der landwirtschaftliche Betrieb zuhause versorg werden. So konnte es vorkommen, dass ein Handballspieler einmal nicht rechtzeitig zum Spiel anwesend war. Dieser Spieler riskierte es allerdings, dass ihm „zur Strafe“ von seinen Kameraden nachts das Hoftor mit Hartholz zugestellt wurde. Nach jedem Handballspiel begaben sich die Spieler zum Waschen an die Lahn, wobei viele Einwohner des Unterdorfs zuschauten. Zu Auswärtsspielen wie z.B. in Kirchgöns, bewegte sich öfters eine lange Karawane von etwa 60 Handballern und Zuschauern per Fahrrad über die Landstraße. Später wurde dann durch Beziehungen ein Lastkraftwagen mobilisiert und die Ladefläche mit Bänken bestückt. Dies war zwar eine wacklige Angelegenheit, jedoch nicht so mühsam, wie mit dem Fahrrad. 1932 wurde Fritz Agel zum Spielwart gewählt, 1933 sein Bruder Otto Agel. In den Jahren bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war unsere Mannschaft immer in den vorderen Reihen zu finden. 1937 wurde die Meisterschaftsrunde verlustpunktfrei beendet, 1938 der Staffelsieg gegen Wißmar mit 12:4 erreicht. Natürlich lief nicht immer alles im Rahmen „äußerster Zucht und Ordnung“ ab. Hier und da wurde einmal über die „Stränge geschlagen“. Zum Beispiel konnte man Ostern 1933 den Besuch der Handballspieler von Mörfelden aus dem Vorjahr erwidern. Bei dieser Gelegenheit wurde gemeinsam ein großes Fass Bier geleert, was zur Folge hatte, dass einige Spieler die Nacht auf Eierkohlen schlafend verbrachten. Am 05. Januar 1936 wurde gegen Nierdergirmes ein Aufstiegsspiel gewonnen, wodurch nach dem Spiel einige Streitigkeiten mit den Niedergirmeser Handballspieler entbrannten. Diese Differenzen wurden dadurch beseitigt, dass man die Niedergirmeser kurzerhand in den „Günsweidgraben“ warf. Daraufhin wurde das Spiel für Atzbach als verloren gewertet. Nach den Spielen traf man sich stets zur Pflege der Geselligkeit im Vereinslokal Tasch. Hatte die Mannschaft gut gespielt, so bekam sie von Gönnern eine Runde Freibier oder eine „Dutt“. Eine beliebte Übung bei solchen geselligen Zusammenkünften war das trinken einer so genannten „Reichsnährstands-Dutt“. Das war ein Liter Bier, in dem 3 bis 4 Eier lagen. Wer das letzte Ei bekam, musste auf eigene Rechnung eine neue „Dutt“ bestellen. Das 25jährige Bestehen wurde innerhalb des Vereins im ganz kleinen Rahmen gefeiert. Wie der damalige Vorsitzende Wilhelm Groh in einer Versammlung am 16. Oktober 1931 feststellen musste, fiel das Jubiläum in eine Zeit, die nur wenig Veranlassung gab, Feste zu feiern. Bedingt durch die wirtschaftlich schlechte Lage wurde auch im gleichen Jahr der Monatsbeitrag von 50 auf 40 Pfennig ermäßigt. Trotzdem wurde weiterhin aktiv an allen Turnfesten des Turngaues Lahn-Dünsberg teilgenommen, bei denen unsere Turner hervorragende Platzierungen erreichten. So wurde bei den Gaumeisterschaften 1931 in Ruttershausen Fritz Agel Gaumeister über 200 Meter während Otto Agel über 1500 Meter einen zweiten Platz belegen konnte. Dritte Plätze erreichten Fritz Geier im Kugelstoßen und die Mannschaft in der olympischen Staffel. Am 17 Februar 1932 fand in Atzbach das Gerätewetturnen des Lahn-Dünsberg-Gaues statt, das dem Verein einen vollen Erfolg brachte. Hier konnten in der Mittelstufe Otto Agel den ersten Platz belegen, während Ludwig Knortz und Heinrich Muskat neunter wurden. Heinrich Weller wurde in der Oberstufe neunter. Bei den Südwestdeutschen Verbandsmeisterschaften am 07. August 1932 in Dreieichenhain belegte Fritz Agel über 200 Meter den zweiten Platz, während Otto Agel über 800m den dritten Platz erreichte. Im Fünfkampf wurde Heinrich Velte fünfter, während die 4 x 800m zum Sieger erklärt wurde, obwohl mangels Gegner nicht gelaufen werden musste. Beim Verbandsturnfest vom 02. – 04. August 1935 in Giessen traten vor 20.000 Zuschauern einige hundert Teilnehmer zum Wettkampf an. Auch Atzbacher Turner erreichten beachtliche Plätze. So wurde Fritz Geier im Hessenkampf zehnter, während im Zwölfkampf der Turnersonderklasse Heinrich Weller 21. wurde. Rudolf Walther belegte im Dreikampf der Turnerjugend den 11. Rang. Außerdem erhielt der Verein im Riegenturnen mit sechs Teilnehmern die Note „sehr gut“. Neben Turnen, Leichtathletik und Handball wurde auch 1934 an der Faustballrunde teilgenommen. Auch wurden jetzt Turnstunden für Turnerinnen eingeführt, 1935 schließlich kam eine Schülerinnenabteilung hinzu. Durch den Zusammenschluss des Turnerbundes Lahn-Dünsberg mit dem Main-Rodgau, Gau Jahn- Starkenburg und Wetterau zum süddeutschen Turnerbund im Jahre 1933 traten die Turner und Sportler des Vereins auch bei größeren Turnfesten an die Öffentlichkeit. Um den Turnern den Besuch dieser Turnfeste zu ermöglichen, wurde 1932 eine Reisekasse eingerichtet, die von Ludwig Knortz verwaltet wurde. In der Generalversammlung am 03. Mai 1933 wurde auf Anordnung der damaligen „Reichsführung“ die Richtlinien der Reichsregierung über die Neubildung der Vereinsvorstände bekannt gegeben. Der Vorsitzende teilte der Versammlung mit, dass durch verschiedene Maßnahmen manche Veränderungen im Vereinsleben notwendig geworden seien. Auf Anordnung der Reichsregierung musste der gesamte Vorstand neu gebildet werden. Er wurde jedoch nicht mehr gewählt, sondern „ernannt“. Erster Vorsitzender blieb Wilhelm Groh, als Turnwarte wurden Heinrich Weller und Otto Agel bestimmt. Diese drei führten den Verein bis zur nächsten Versammlung. Hier wurde dann der gesamte Vorstand wie folgt ernannt: Erster Führer Wilhelm Groh, Stellvertreter Otto Hartmann, Beisitzer Ludwig Weller, Schriftführer Friedrich Becker, Kassierer Otto Brückmann, Werbewart Willi Schwab, Pressewart Fritz Geier, Zeugwart Ludwig Puhl, Erster Turnwart Heinrich Weller, Zweiter Turnwart und Spielwart Otto Agel. Eine Veränderung im Vorstand ergab sich erst wieder 1939, indem die Kasse von Ludwig Knortz übernommen wurde, während Willi Schwab Presse-, Werbe- und Schriftwart gleichzeitig war. Erstmals wurde hier mit Christian Mandler ein Frauenturnwart bestimmt. Zeugwart wurde Karl Becker, Spielwart Heinz Beppler, Erster Vorturner Otto Brückmann und Zweiter Vorturner Christian Walter und Ernst Geier. Zur großen Freude aller Mitglieder erklärte sich in dieser Jahreshauptversammlung Wilhelm Beppler bereit, dem Spielmannszug wieder auf die Beine zu helfen. Am 25. April 1939 musste Wilhelm Groh wegen Arbeitsüberlastung das Amt des Vereinsführers vorläufig seinem Stellvertreter Otto Hartmann übertragen. Auch Kassierer Ludwig Knortz musste sein Amt seinem Vorgänger Otto Brückmann wieder übertragen, da er zum Militärdienst einberufen wurde. Ebenso erging es in der Folge vielen Turnbrüdern, und es musste in der gesamten Vereinsführung immer wieder improvisiert werden. Wurde das Vereinsleben bereits vor Beginn des Zweiten Weltkrieges durch die verschiedenen Maßnahmen der Reichsregierung gestört, so traf das nun durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges in immer stärkerem Maße zu.

 

Die 40er Jahre

Durch den Zweiten Weltkrieg erlebte der Turn- und Sportbetrieb einen enormen Rückschlag und kam zu Beginn des Jahres 1943 ganz zum Erliegen. 41 Aktive hatte man nach dem Ende des Krieges als gefallen zu beklagen. Das sich der Verein von diesem enormen Aderlass eines unsinnigen Krieges doch wieder erholte, war allein dem Idealismus und der Begeisterungsfähigkeit der Turn- und Sportfreunde für ihre Idee zu verdanken. Obwohl zunächst einschneidende Bestimmungen der Besatzungsmächte beachtet werden mussten, kamen bereits am 11. September 1945 die Atzbacher Sportler zusammen, um auf demokratischer Grundlage den Turn- und Sportverein neu zu gründen. Die schnelle Widergründung des Vereines ist in erster Linie den beiden Mitgliedern Otto Brückmann und Hans Geier zu verdanken. Obwohl unser Vaterland in Schutt und Asche lag, wuchsen die Turner und Sportfreunde schnell wieder zu einer großen Familie zusammen, in der sich einer für den anderen einsetzte. Bereits im Herbst 1945 formierte sich wieder eine Handballmannschaft, eine zweite kam im Januar 1946 hinzu. Die Übungsstunden der Turner konnten im Winter 1945 mangels Heizmaterial noch nicht aufgenommen werden. Im Frühjahr 1946 kam dann das Geräteturnen wieder in Gang, so dass bereits im gleichen Jahr eine Turnschau veranstaltet werden konnte. In diese Zeit fallen auch die Anfänge des Tischtennis in Atzbach, die von Hans Geier, Walter König und Karl Feiling gemacht wurden. Es dauerte allerdings noch ein ganzes Jahr, bevor Tischtennis dem Turn- und Sportverein als feste Abteilung angegliedert wurde. Die sportliche Entwicklung der drei Abteilungen nahm in den folgenden Jahren einen so bemerkenswerten Aufschwung, dass wir sie für jede Abteilung getrennt verfolgen wollen. Zunächst wollen wir uns jedoch der Entwicklung des Vereins im allgemeinen zuwenden. Der Beschluss des Vorstandes im Herbst 1946, auf dem Berg einen neuen Sportplatz zu bauen, beeinflusste die sportliche Entwicklung ganz wesentlich. Dies war notwendig, da der alte Sportplatz an der Lahn in jedem Jahr längere Zeit infolge Hochwassers nicht bespielbar war. Was nun im Laufe von zwei Jahren in dem von Stein und Fels durchzogenen Gelände von Vereinsmitgliedern und durch die Unterstützung der Atzbacher Bevölkerung geleistet wurde, ist in der Vereinsgeschichte ohne Beispiel. Aus den Reihen der Mitglieder wurden Arbeitsgruppen gebildet, die der Bauausschuss in einer festgelegten Reihenfolge einsetzte. Der damalige Turnwart Heinrich Weller führte Verhandlungen mit den Firmen Ludwig Schneider, Heuchelheim, sowie Groh & Hedrich, Garbenheim, über die Durchführung der mechanischen Arbeiten. Das Mitglied Ludwig Weller übernahm die Durchführung der notwendigen Sprengungen der Felsbänke, die landwirtschaftlichen Haushaltungen versorgten die Arbeiter und Maschinenführer mit der notwendigen Verpflegung, und zu guter Letzt entschloss sich die Gemeinde in dankenswerter Weise, die Kosten für die mechanischen Arbeiten und die Sprengungen zu übernehmen. So wurde das Werk in über 3.000 freiwilligen Arbeitsstunden vollendet, und der Sportplatz konnte bereits kurz vor der Währungsreform im Juni 1948 seiner Bestimmung übergeben werden. In dieser Zeit wurde der Verein von Otto Brückmann als Erstem Vorsitzenden geführt. Schriftführer war zu Beginn Walter Stamm, ab 1946 übernahm dieses Amt Albert Kreiling, Kassierer war Friedrich Weller. Hart traf den Verein Ende Juni 1948 die Währungsreform. Das mühsam durch verschiedene Veranstaltungen erarbeitete Vereinsvermögen in Höhe von 3.500 Reichsmark ging verloren. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung beschloss daraufhin, den Beitrag für Mitglieder über 18 Jahre auf 0,50 DM, den für Mitglieder unter 18 Jahre auf 0,25 DM monatlich festzusetzen. Im Frühjahr 1949 musste Otto Brückmann sein Amt infolge Arbeitsüberlastung niederlegen und Willi Schwab wurde von der Mitgliederversammlung zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. In diesem Jahr wurde der Ausbau des Sportplatzes mit dem Aufstellen einer Gerätehalle weitgehend abgeschlossen. Mit der Gemeinde wurde über die Nutzung des Sportplatzes ein Pachtvertrag auf die Dauer von 25 Jahren abgeschlossen. Im gleichen Jahr wurde unter Führung von Franz Leib eine Fußballabteilung gegründet. Der allgemeine Aufwärtstrend im Verein spiegelte sich auch in der Mitgliederstatistik wider.

 

Die 50er Jahre

In der Generalversammlung am 21. Januar 1950 konnte der Erste Vorsitzende berichten, dass der Verein nunmehr 165 Mitglieder habe. Verschiedene Veranstaltungen wurden zum festen Bestandteil im Jahreskalender des Vereins, nämlich eine Werbeturnveranstaltung im Saale der Gaststätte Weber, eine gemeinsame Wanderung am Himmelfahrtstag, ein Schauturnen an Pfingsten sowie Vereinswettkämpfe im Herbst. Der Gemeinschaftsgeist in Verein und Dorf war zu dieser Zeit stark ausgeprägt. Alle Vereine gestalteten gemeinsam einen Dorfgemeinschaftsabend, um damit einen finanziellen Beitrag zur Anschaffung neuer Kirchenglocken zu leisten. Auch waren die Mitglieder immer wieder bereit, notwendige Arbeitseinsätze am Sportplatz gemeinsam durchzuführen. In der Generalversammlung am 10.01.1953 gab der 1951 zum Ersten Vorsitzenden gewählte Wilhelm Groh bekannt, dass durch Änderung der Steuergesetzgebung für Sportvereine eine Änderung der Statuten und des Vereinsnamens notwendig seien, um die Steuerfreiheit des Vereins zu erhalten. Auf einstimmigen Beschluss der Mitglieder und auf Antrag des Vorstandes wurde der Verein unter dem Namen „Turn- und Sportverein 1906 e.V. Atzbach“ beim Amtsgericht Wetzlar in das Vereinsregister eingetragen. Ein schwerer Verlust für den Verein war der plötzliche Tod des Ersten Vorsitzenden Wilhelm Groh, der sich in ganz besonderer Weise um den Turn- und Sportverein verdient gemacht hatte. Im Laufe seiner 28jährigen Tätigkeit, zuerst als Turnwart, dann, mit l0jähriger Unterbrechung, als Erster Vorsitzender, war er für die Jugend ein leuchtendes Vorbild und konnte diese immer wieder begeistern. Am 17. Februar 1953 wurde Wilhelm Groh von sechs Turnern zu Grabe getragen. Der Vorstand beauftragte den Zweiten Vorsitzenden Heinrich Weller, die Geschäfte des Ersten Vorsitzenden vertretungsweise bis zur nächsten Jahreshauptversammlung weiterzuführen. In dieser Versammlung am 16. Januar 1954 wurde Heinrich Weller dann als Nachfolger von Wilhelm Groh zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Im Jahr 1954 sollte erstmals nach dem Krieg ein Waldfest durchgeführt werden, das jedoch wenige Tage vorher wegen des ungünstigen Wetters abgesagt werden musste. 1955 war der Wettergott gnädiger. Am Sonntagnachmittag um 12.30 Uhr marschierten die Teilnehmer und Zuschauer unter Führung der Feuerwehrkapelle geschlossen vom Vereinslokal zum Waldfestplatz am Steinbusch. Im Wald waren die verschiedensten Wettkampfstätten angelegt worden, um Laufen, Weitsprung, Kugelstoßen und Ballweitwurf ausführen zu können. Außerdem war ein Schießstand aufgebaut. Es wurden Eierlaufen, Tauklettern, Sackhüpfen und Tauziehen veranstaltet. Die Turner zeigten ihre Übungen am Barren und am Reck, und zum Abschluss wurden die Waldläufe gestartet. Da dieses Fest ein großer Erfolg war, beschloss der Vorstand, das alljährlich an Pfingsten stattfindende Schauturnen künftig durch das Waldfest zu ersetzen. In der Jahreshauptversammlung 1955 legte der Kassierer Friedrich Weller sein Amt nach l0jähriger erfolgreicher Tätigkeit nieder. Zum Nachfolger wurde Alfred Krug einstimmig gewählt. Die Versammlung beschloss außerdem, zur Sicherung der Durchführung des 50jährigen Jubiläumsfestes im Jahr 1956 einen Festbeitrag in Höhe von 5,-- DM für Mitglieder über 18 Jahre und 2,-- DM für Mitglieder unter 18 Jahre zu erheben. Im gleichen Jahr wurden Überlegungen angestellt, am Sportplatz eine neue Sport- und Umkleidehalle oder auf dem Platz der alten Schulscheune eine Turnhalle zu bauen, die sowohl von den ortsansässigen Vereinen als auch von der Schule mitbenutzt werden könnte. Gleichzeitig war vorgesehen, im Kellergeschoß die Feuerwehr unterzubringen. Diese Vorplanungen wurden jedoch zunächst einmal zurückgestellt, da im Jahr 1956 das 50jährige Vereinsjubiläum anstand. Im gleichen Jahr wurde auf Beschluss einer außerordentlichen Mitgliederversammlung das Vereinslokal gewechselt. Dadurch fanden in Zukunft alle Turnstunden und Veranstaltungen in den Räumen der Gastwirtschaft Weber statt. Das 50jährige Vereinsjubiläum am 30.6. und 1.7. 1956 wurde für den Verein ein großer Erfolg. Hatte man doch in unserem Dorf ein Fest mit einer solchen Fülle erstklassiger Darbietungen noch nicht erlebt, Ein sportlicher Höhepunkt dieser Veranstaltung war zweifellos die Vorführung der Gau- Turnriege am Reck, den festlichen Glanzpunkt setzten jedoch unter den Klängen der Festkapelle unsere Turnerinnen unter der Leitung von Arno Mehl mit der Aufführung des „Donauwalzers“. Die Aufführung wurde so begeistert aufgenommen, dass der Tanz auf allgemeinen Wunsch am Sonntagabend noch einmal wiederholt werden musste. In der Folgezeit durften die Mädchen diesen Tanz auf Einladung anderer Vereine auf verschiedenen Festen vorführen. Der gelungene Festablauf wirkte sich auch auf die Kassenlage des Vereins günstig aus. Der Kassierer Alfred Krug konnte berichten, dass das Jubiläumsjahr in finanzieller Hinsicht das erfolgreichste seit Bestehen des Vereines war, da ein Überschuss von über 2.000 DM erzielt werden konnte. In der Jahreshauptversammlung am 10. Januar 1959 sah sich der Erste Vorsitzende Heinrich Weller gezwungen, den Vorsitz aus beruflichen Gründen niederzulegen. Damit schied ein weiteres Mitglied „der alten Garde“ aus dem Vorstand aus, das, ähnlich wie Wilhelm Groh, 30 Jahre lang seine ganze Kraft in den Dienst des Vereines gestellt hatte. Für seine 30jährige Tätigkeit als Schülerturnwart, Erster Turnwart, Zweiter Vorsitzender und Erster Vorsitzender wurde Heinrich Weller der große Ehrenbrief des Landessportbundes Hessen verliehen. Noch während seiner Amtszeit konnte der Grundstein für einen weiteren entscheidenden Abschnitt in der Geschichte des Turn- und Sportvereins gelegt werden. Bereits in der Jahreshauptversammlung am 19. Januar 1957 beschloss man, den anlässlich des 50jährigen Bestehens erhobenen Festbeitrag in der Vereinskasse zu belassen, um damit den finanziellen Grundstock für den Bau eines Sportlerheimes zu legen. Dank der Unterstützung der Gemeinde, des Landkreises, des Landes Hessen sowie des Landessportbundes und vor allen Dingen durch den unermüdlichen Einsatz einiger Vereinsmitglieder, entstand hier eine wunderschöne Anlage zum Wohl der sporttreibenden Jugend. Es war vor allem dem im Januar 1959 neu gewählten Ersten Vorsitzenden Ludwig Weller zu verdanken, dass dieses Projekt in vielen Stunden unermüdlicher Arbeit verwirklicht werden konnte. Er war es immer wieder, der die Helfer ermunterte und gar oft noch als letzter allein an der Baustelle stand. In diesem Zusammenhang muss auch das Ehrenmitglied Fritz Geier erwähnt werden, der sich um die Planung und Ausführung des Sportheims besondere Verdienste erwarb.

 

Die 60er Jahre

Am 18. Juli 1964 war es dann endlich so weit, dass das Sportheim seiner Bestimmung übergeben werden konnte. In den darauf folgenden Jahren wurde vor dem Sportheim ein Kleinspielfeld angelegt, das ganze Gelände mit einem „Ballfang“ umgeben und der Hang bepflanzt. Im Jahr 1968 folgte unter Anleitung von Revierförster Osahn und dem Mitglied Hugo Dippner die Bepflanzung des West- und Nordhangs des Sportplatzes. Im Jahr 1964 wurde von einigen interessierten Mitgliedern der zweite Versuch gemacht, dem Turnund Sportverein eine Fußballabteilung anzugliedern. Leider musste dieser Versuch nach etwa 1 1/2 Jahren als gescheitert aufgegeben werden. Am 18. und 19.6.1966 wurde das 60jährige Jubiläum unter Mitwirkung der Ortsvereine und viele Gastvereine festlich begangen. Aus diesem Anlass wurde dem Ersten Vorsitzenden Ludwig Weller für seine besonderen Verdienste die große Ehrennadel des hessischen Turnverbandes verliehen. Der Auftritt der Gau-Turnriege und die Aufführung der Tänze „Freiweg“ und „Wiener Blut“ durch unsere Turnerinnen unter Mitwirkung des Gesangvereins „Frohsinn“ und der Musikkapelle waren wiederum Höhepunkte. In der Jahreshauptversammlung am 11.01.1967 deutet sich in der Führung des Sportvereins ein Generationswechsel an. Nachdem der seitherige Erste Vorsitzende Ludwig Weller sein Amt aus familiären Gründen niederlegen musste, gab auch der seit 20 Jahren in vorbildlicher Weise als Schriftführer tätige Albert Kreiling seinen Entschluss bekannt, nicht mehr zu kandidieren. Als neuer Erster Vorsitzender wurde Otto Fabel, als Schriftführer Gustav Nadolny gewählt. Die Verjüngung des Vereinsvorstands setzte sich fort, als Alfred Krug nach 14-jähriger verantwortungsbewusster Tätigkeit das Amt des Kassierers abgab und die Versammlung Bernd Stamm als seinen Nachfolger bestimmte. Gleichzeitig übernahm Franz Donovitz das Amt des Schriftführers. Trotzdem schien der Verein auf eine Führungskrise zuzusteuern, da der seitherige Erste Vorsitzende Otto Fabel dieses Amt nicht weiterhin zusätzlich neben dem des Abteilungsleiters der Tischtennisabteilung ausüben konnte. Da sich aus der Versammlung niemand bereiterklärte, das Amt des Ersten Vorsitzenden zu übernehmen, wurde ein kommissarischer Vorstand gebildet, der die Geschäfte vorläufig weiterführte. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 7. März 1969 erklärte sich Arthur Freymark bereit, das Amt des Ersten Vorsitzenden zu übernehmen. Im Frühjahr 1968 erhielt der TSV ein Vereinswappen, das fortan von allen Sportlern auf ihrer Sportkleidung getragen werden konnte. In dieser Zeit bildete sich auch ein Jugendclub, der sich „Treffpunkt Jugend“ nannte und einmal monatlich im Sportheim zusammenkam. Angeregt wurde diese Idee von Horst Krug und Horst Agel, die dann auch zusammen mit den Jugendlichen eine Vereinszeitung, genannt "TSV Bote", ins Leben riefen. Diese Zeitung erschien zunächst vierteljährlich und wurde im Wesentlichen durch Werbung von Vereinsmitgliedern finanziert. Da die Herstellung dieser Zeitung doch viel Arbeit machte, wurden bald jährlich nur noch zwei Stück herausgegeben. Im Jahr 1971 fanden sich nicht mehr genügend Mitarbeiter, so dass das Erscheinen dieser Zeitung leider eingestellt werden musste. Am Sonntag, dem 13. Juli 1969, fand in Erweiterung der jährlichen Vereinswettkämpfe der erste Ortssporttag auf dem Kleinspielfeld am Sportheim statt. Teilnehmen konnte jeder Atzbacher Bürger an leichtathletischen Dreikämpfen, Geländeläufen und verschiedenen Spielen. Dieser erste Ortssporttag wurde ein voller Erfolg. Etwa 500 Zuschauer hatten unter anderem ihre Freude an einem Handballturnier der Ortsvereine, an einem Prominentenhandballspiel der Gemeindevertretung gegen die Vorstandsmitglieder der Ortsvereine und an einem Tauziehen der Ortsvereine sowie einem bunten Rasen der Kinder. Die musikalische Umrahmung übernahm der Jugendspielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Diese Veranstaltung ist seitdem aus dem jährlichen Vereinsgeschehen nicht mehr wegzudenken.

 

Die 70er Jahre

Ein bedeutendes, das Vereinsgeschehen sehr günstig beeinflussendes Ereignis war im Jahr 1970 der Bau der Großsporthalle neben der neu errichteten Gesamtschule. Die Mitgliederzahl stieg vom Zeitpunkt der Einweihung der neuen Sporthalle sprunghaft an, da es jetzt möglich war, unseren Bürgern ein breites Übungsangebot zu machen. Bereits im Frühjahr 1969 wurden erste Verbindungen mit unserem Nachbarverein, der TSG Dorlar geknüpft, um am 8. Oktober 1969 mit einem gemeinsamen Antrag an den Kreisausschuss eine größere Halle als ursprünglich geplant zu fordern. Auch wurden mit der TSG Dorlar Absprachen über eine sinnvolle, zum Teil gemeinsame Nutzung der Sporthalle getroffen. Da sich beide Vereine in ihren Sportarten sehr gut ergänzen, kamen sie überein, dass sich Mitglieder des einen Vereins auch im anderen sportlich betätigen können, ohne dort nochmals Mitglied zu werden. Diese intensive Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen Jahren bestens bewährt. Eine weitere Zusammenarbeit mit einem anderen Verein, dem Gesangverein Frohsinn, ergab sich in den Jahren 1973-1975, als man gemeinsame Fastnachtsveranstaltungen durchführte. Nachdem im ersten Jahr eine Fremdensitzung veranstaltet werden konnte, sah man sich im zweiten Jahr wegen des großen Zuspruchs dazu gezwungen, zwei Veranstaltungen durchzuführen. Auch diese Fastnachtsveranstaltungen waren von echtem „Sportsgeist“ getragen, bedenkt man, dass alle Mitwirkenden ihre Kosten selbst zu tragen hatten. 1976 wurde dann in unserem Dorf ein Karnevalsverein gegründet, der seitdem die Sitzungen durchführt. Mitte der 70er Jahre kam zum Ortssporttag eine neue Veranstaltung hinzu, der Volkswandertag. Hier wurde eine wunderschöne Strecke durch unseren Wald gekennzeichnet, die mit Start und Ziel am Sportheim begann und über das Frauenkreuz, rund um den Königsstuhl, an der Schwalbenmühle vorbei und zurück zum Sportheim führte. Dort erwartete dann die Wanderer ein verdienter Lohn in Form von Erbsensuppe und Würstchen. Hoffen wir, dass diese schöne Veranstaltung bald wieder durchgeführt werden kann. In den Jahren 1973-75 wurde der Sportplatz durch finanzielle Unterstützung der Gemeinde und unter Bauleitung unseres Mitglieds Horst Agel grundlegend überholt. Er erhielt eine neue 20 cm starke Mutterbodendecke, wurde mit Randsteinen neu eingefasst. Es wurde außerdem eine massive Zuschauerabgrenzung errichtet und mit einer Einzäunung dafür gesorgt, dass der Sportplatz nicht mehr von jedermann befahren werden konnte. Da der 1949 abgeschlossene alte Pachtvertrag abgelaufen war, wurde mit der Gemeinde ein neuer Pachtvertrag abgeschlossen, der dem Verein das Vorrecht der Nutzung des Sportplatzes auf die Dauer von 99 Jahren sichert. In der Jahreshauptversammlung im Januar 1975 wurde Helmut Schepp zum Schriftführer gewählt und zwei Jahre später von Irmgard Agel abgelöst. Zum gleichen Zeitpunkt legte Arthur Freymark nach 8jähriger Tätigkeit das Amt der Ersten Vorsitzenden nieder. Damit zog sich ein Mann aus dem Vorstand zurück, der sich in über 20jährigerArbeit, unter anderem als Jugend- und Spielwart der Abteilung Handball, sehr verdient gemacht hat. Als seinen Nachfolger wählte die Versammlung einstimmig Helmut Becker. 1979 trat lediglich noch ein Wechsel in der Person des Schriftführers ein, als für dieses Amt Otto Fabel gewählt wurde. Da seit einigen Jahren der Beitrag fast ausschließlich durch Bankeinzug erhoben wird, konnte der Erste Vorsitzende anlässlich der Familienfeier 1977 unserem langjährigen Unterkassierer Hermann Leib seinen Dank aussprechen und ihn aus diesem Amt verabschieden. Für seine fast 30jährige Tätigkeit als Unterkassierer und Vereinsdiener überreichte ihm der Erste Vorsitzende einen Präsentkorb und gab den Beschluss des Vorstandes bekannt, dass Hermann Leib ab sofort keinen Vereinsbeitrag mehr zu entrichten habe. Wir wollen nicht vergessen, eine besondere Aufgabe des Turn- und Sportvereins zu erwähnen, die in den Jahren seit 1958 etwa 800 Atzbacher Kindern viel Freude bereitet hat. Gemeint ist die Teilnahme am Kreisjugendzeltlager Lenste an der Ostsee. Seitdem die Betreuer Manfred Bauer, Erich Groh und Hans Friedrich 1958 erstmals mit etwa 40 Kindern in diesem Zeltlager waren, sind mit Ausnahme eines Jahres, die Kinder unserer Gemeinde regelmäßig in den Sommerferien durch Organisation unseres Vereins nach Lenste gefahren. Nicht zuletzt durch die hervorragenden Übungsmöglichkeiten in der Großsporthalle hat der Turn- und Sportverein in den letzten 11 Jahren einen enormen Aufschwung genommen. Im Jubiläumsjahr können wir die stolze Zahl von 565 Mitgliedern verzeichnen. Der Anteil von 114 Schülern und 81 Jugendlichen beweist, dass es im Verein um den Nachwuchs gut bestellt ist. All den Sportkameraden, die sich dem Verein als Jugendwarte, Jugendbetreuer, Übungsleiter oder Spielausschussmitglieder in guten und in schlechten Zeiten durch persönlichen Einsatz und Treue zur Verfügung gestellt haben, gilt es, hier ganz besonders herzlichen Dank zu sagen. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch in Zukunft immer wieder Sportkameraden finden werden, die den Jugendlichen und Aktiven die sportlichen Ideale und die Zielsetzungen des Vereins näher bringen, damit die seither geleistete Aufbauarbeit zum Wohl aller weitergeführt werden kann.

 

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